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Genialität vs. Einfachheit am Beispiel (Teil 1)
Online-Termine für Neupatienten

Heute beginne ich mit einer neuen Serie in meinem Blog. Schwerpunkt wird dabei die Gegenüberstellung von Genialität und Einfachheit sein.

Ich spreche sehr häufig mit Kollegen und Führungskräften über digitale Herausforderungen und die sinnvolle Nutzung des Internets.

Meine Gesprächspartner sind allesamt sehr intelligent sowie in ihrem Bereich äußerst erfahren und erfolgreich. Alle haben nicht zuletzt durch ihr Studium bewiesen, dass sie fähig und in der Lage sind zu lernen, komplexe Aufgaben zu lösen und schwierige Prüfungen zu bestehen. Diese Befähigung (kognitive Leistungsfähigkeit) lässt sich treffend mit dem Begriff Genialität beschreiben.

„Das Kognitive hilft bei Prüfungen, im Studium oder vor Gericht. Im normalen Leben führt es aber häufig in seine Sackgasse.“ (Dr. Bruno Wilhelmy)

Da wir alle individuell und damit verschieden sind, wird jeder das Zitat des Kollegen Wilhelmy für sich persönlich bewerten und seine eigenen Rückschlüsse daraus ziehen.

Ich erlebe die Genialität meiner Gesprächspartner manchmal durchaus befremdlich.

Genialität sehe ich hier als Synonym für komplex, schwierig oder nicht beherrschbar. Vielfach sucht man gerne nach Problemen und Fehlern und empfindet dies dann als einen konstruktiven Beitrag. Wie Dr. Wilhelmy aber sehr treffend zum Ausdruck bringt: Das führt oft in eine gefährliche Sackgasse.

Ich persönlich liebe es einfach. Diese Einfachheit zu erzielen, ist allerdings sehr schwierig, denn:

Einfachheit benötigt Intuition, Tiefe und eine intensive Durchdringung der Thematik.

Mit Einfachheit lässt sich die Komplexität aus das Wesentliche reduzieren. Das Wesentliche vom Unwesentlichen unterscheiden zu können, fällt vielen jedoch schwer. Schließlich befindet man sich ja im Modus der Genialität, und da ist bekanntermaßen alles komplex und kaum durchschaubar.

Ich möchte Ihnen ein konkretes Beispiel geben und den Unterschied zwischen Genialität und Einfachheit anhand der Online-Terminvereinbarung für Neupatienten aufzeigen.

Genialität:
Anwender-Praxen geben im iie-Kalender Terminserien frei, die vielfach über einen Zeitraum von 6 Monaten gehen. Sie rufen dann bei iie an und erklären, dass ein Feiertag ansteht, an dem aber online Termine freigegeben sind. Dieser Feiertag ist allerdings erst in 3 Monaten.

Einfachheit:
Auch wir arbeiten in unserer Praxis mit Terminserien. Für uns sind aber nur die nächsten 3 bis 4 Tage von Relevanz. Aus unseren langjährigen Erfahrungen wissen wir, dass Neupatienten spontan Termine online buchen und nicht auf Terminen in 3 Monaten reflektieren.

Genialität:
Meine Gesprächspartner erklären mir, dass auf der eigenen Webseite bereits die technischen Möglichkeiten bestehen, um online Termine zu machen. Man bietet also einen solchen Service bereits an. Bei näherer Betrachtung sieht das allerdings dann oft ziemlich ernüchternd aus. Patienten können zwar ihre Kontaktdaten mit Terminwunsch eintragen, es folgt jedoch keine automatische Terminbestätigung in Echtzeit, von einem Anamnesebogen ganz zu schweigen.

Einfachheit:
Der Patient ruft den Online-Kalender von iie-systems auf, sucht sich einen für ihn passenden Termin aus, bucht diesen und erhält automatisch und umgehend eine Terminbestätigung sowie 2 Tage vor dem Termin eine Erinnerung mit Anfahrtsbeschreibung und Parkplatzübersicht.

Genialität:
Meine Gesprächspartner nutzen Online-Terminkalender von anderen Anbietern, von denen es ja mittlerweile zahlreiche gibt. Ich nenne hier nur die Plattformen Jameda, Doxter, Doclips und Terminland.

Einfachheit:
iie-Anwender haben einen Online-Kalender, der auf die Praxis individualisiert ist. Alle Termine werden über eine Schnittstelle mit dem Kalender der Praxismanagement-Software synchronisiert. Durch künstliche Intelligenz (KI) werden sogar Lücken im Terminkalender gefunden und online zur Verfügung gestellt.

Genialität:
Meine Gesprächspartner erläutern mir, dass Kinder und Jugendliche keine E-Mails mehr lesen. Die Terminbestätigung für Neupatienten erfolgt daher über SMS, WhatsApp oder Facebook-Messenger.

Einfachheit:
Terminbestätigungen auf solchen Wegen sind aus datenschutzrechtlichen Gründen sehr kritisch und bergen unkalkulierbare Risiken. Hinzu kommt, dass damit nur der Termin an sich bestätigt und kein weiterer Service integriert werden kann (Anamnesebogen, der durch Foto des Behandlers auf die Praxis gebrandet ist).

Wie erwähnt: All dies nur als Beispiel und als kleiner Auszug aus der täglichen Genialität.

Man muss die Fähigkeit entwickeln, das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden.

Einfachheit hat viel mit Intuition zu tun. Diese Intuition ist gefühltes Wissen, welches schnell ins Bewusstsein gelangt. Die Gründe dafür kennt man allerdings nicht.

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Hier liegt nach meiner Einschätzung ein ganz wesentlicher Grund für die offensichtlichen Fehleinschätzungen. Viele Gesprächspartner haben zahlreiche Informationen (=Genialität), jedoch kein Wissen (=Einfachheit).

Wissen entsteht logischerweise aus angewandter Information.

Ich kann sämtliche Fachbücher, die es im Bereich der Kieferorthopädie gibt, lesen, sie kognitiv verstehen und genial darüber referieren. Ich habe jedoch trotzdem ein Problem. Denn was ich damit nicht kann ist, Patienten zu behandeln. Das benötigt Erfahrung und Praxis.

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